Netzwerktreffen

Zusammenfassung des 8. bundesweiten Netzwerktreffens

Die Teilnehmenden des Netzwerktreffens und alle Vereinsmitglieder haben eine ausführliche Dokumentation des Netzwerkstreffens per Email erhalten.  Sollte jemand die Mail nicht bekommen haben, bitte an geschaeftsstelle@bag-pb.de wenden!

Am 11. und 12. November 2021 fand das 8. bundesweite Netzwerktreffen der Beratenden zum Persönlichen Budget statt.

Corona-bedingt wurde die Veranstaltung online als Videokonferenz durchgeführt. Organisiert vom Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft Persönliches Budget (BAG PB), fanden sich rund 150 Interessierte zusammen, um sich zum Persönlichen Budget zu informieren und über die neusten Entwicklungen auszutauschen.

Als Moderator konnte für die zwei Tage der großartige Rainer Schmidt gewonnen werden (https://www.schmidt-rainer.com), der es bestens verstand, auch im Online-Format die Wichtigkeit und Ernsthaftigkeit des Themas lebendig zu präsentieren. 

Tag 1:

Zu Beginn begrüßte Kim Lippe (Vorsitzende:r der BAG PB und Justiziar:in ambulante dienste e. V. ) die Teilnehmenden. Anschließend folgten Grußworte von Petra Wontorra, überbracht durch Sandra Stein (Referentin LBB Niedersachsen), und die Vorstellung des „Niedersächsisches Bündnis Persönliches Budget“ (LBB Niedersachsen), durch Frau Stein und Bernhardine Schiering (Vorstand BAG PB und EUTB Emsland Meppen)

Nachfolgend informierte Kim Lippe in einem Vortrag über Möglichkeiten zur inhaltlichen Ausgestaltung des Persönlichen Budgets unter Bezugnahme auf die Entscheidung des Bundessozialgerichts vom 28.01.2021.

Das Urteil befasst sich mit der Befristung des Persönlichen Budgets.

Eine Zielvereinbarung wurde vom Kläger aus dem dringenden Zwang unterzeichnet, damit eine Fortzahlung gewährleistet wird.

Das Gericht urteilte:

  • Keine Befristung nach § 32 SGB X
  • Keine Bindung durch die Zielvereinbarung
  • Rückwirkende Bewilligung möglich.

Danach informierte ein weiterer Vortrag zu verschiedenen (einfachen und qualifizierten) Assistenzleistungen und ihre Konsequenz für das Persönliche Budget. Vortragsredner war Dr. Michael Konrad (ehemaliger Referent für die Umsetzung des BTHG im Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg)

Er konzentrierte sich in seinem Vortrag auf:

  • Das Persönliches Budget als personenzentrierte Leistung
  • Die rechtlichen Grundlagen
  • Ziele der Assistenzleistungen (Gestaltung sozialer Beziehungen, Erledigungen des Alltags, Teilhabe am kulturellen und gesellschaftlichen Leben, sowie Freizeitgestaltung und Sport)

Nach der Mittagspause begannen zeitgleich 5 parallel stattfindende Workshops, für die sich die Teilnehmenden im Vorfeld entscheiden konnten:

Workshop 1: Vertiefung Assistenzleistung

Es wurden durch Dr. Michael Konrad die Inhalte seines Vortrages (s.o.) ergänzt und erweitert.

Workshop 2: Persönliches Budget und Leichte Sprache

mit Stephanie Franken (Vorstand BAG PB, Lebenshilfe Oberhausen e.V.), Leo Pyta-Greca (Lebenshilfe Oberhausen e.V.)

Der Weg zum Persönlichen Budget ist lang und schwierig.

Hauptprobleme sind: Ängste vor Bürokratie, falsche Informationen und Missverständnisse in Bezug auf das Persönliche Budget. Dazu kommt die Unkenntnis über das Persönliche Budget.

Leichte Sprache ist besonders wichtig. Die Leichte Sprache hilft vielen Menschen, Rechte zu verstehen und umzusetzen.

Leichte Sprache bedeutet zum Beispiel: Einfache Worte, kurze Sätze und bildhaft erklärter Text.

Workshop 3: Persönliches Budget und Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen

mit Monika Schicketanz (EUTB expeerienced – erfahren mit seelischen Krisen e. V.)

Die Teilnehmer:innen haben ausgiebig über ihre Erfahrungen und insbesondere über die Probleme in der Umsetzung des Persönlichen Budgets für diese Zielgruppe berichtet.

Übliche Probleme sind exorbitant lange Bearbeitungszeiten, aufwändiger werdende Bürokratie und fehlende Kostenübernahme für Budgetassistenz in verschiedenen Bundesländern.

Workshop 4: Austausch zu „Gute Beratung“ (Fortsetzung des bereits bestehenden Arbeitskreises)

mit Ilka Martin (Vorstand BAG PB, Geschäftsführerin ma vie Budgetassistenz-Oldenburg)

Die notwendige Beratung und Unterstützung zum Persönlichem Budget ist seit 2008 ein einzukalkulierender Bestandspunkt des Persönlichen Budgets und auch gesetzlich verankert. Das daraus resultierende Berufsbild ist damit relativ neu und muss sich finden und etablieren. Als ungeschützter Beruf gibt es keine Qualitätsstandards, die für die Erbringung dieser Leistungen erfüllt werden müssen. Dies führt dazu, dass Menschen, die diese Dienstleistung in Anspruch nehmen möchten, oftmals Probleme haben, diese bewilligt zu bekommen.

Um dies zu ändern, setzen wir uns mit den Aufgaben, Qualifikationen, Grenzen, langfristig aber auch der Stundensatzkalkulation auseinander. Wir etablieren Qualitätsstandarts sowie Argumentationshilfen für die Beantragung und Akzeptanz dieser Dienstleistung.

Im Rahmen des Netzwerktreffens wurde der Grundstein für den seit Januar weiter fortgeführten Arbeitskreis erfolgreich gesetzt.

Unsere Ziele sind:

Standards für eine gute Beratung im Rahmen einer Budgetassistenz zu erarbeiten und dafür zu sorgen, dass Budgetassistenz unabhängig vom Wohnort und von den individuellen Fähigkeiten im gleichen Umfang finanziert wird.

Es muss vermieden werden, dass Menschen mit bestimmten Behinderungsarten von der Inanspruchnahme eines Persönlichen Budgets ausgeschlossen werden.

Workshop 5: Persönliches Budget und Schulbegleitung

mit Stephanie Loos (Mitglied des Landesbeirats Berlin)

Nach einem kurzen Input durch Stephanie Loos zu den Rechtsgrundlagen zur Schulbegleitung tauschten sich die Teilnehmenden über ihre eigenen Erfahrungen im Bereich Persönliches Budget und Schulbegleitung aus.

Dabei wurde die Unterschiedlichkeit in der Umsetzung in den einzelnen Bundesländern sowie allgemeine Stolpersteine deutlich. Darüber hinaus wurde über die Wichtigkeit eines gut ausgearbeiteten Antrags gesprochen.

Es wurde geraten, dass die Leistungsempfänger:innen auf eine Teilhabekonferenz bestehen sollen. Zudem wurde empfohlen, vorab die Schule mit einzubeziehen, um u.a. die Notwendigkeit, Umfang und Inhalt der Leistung anhand der schulischen Rahmenbedingungen klarer definieren zu können. Weitere Tipps sowie vertiefende Informationen können über die Präsentation mit Linkliste abgerufen werden.

Die Workshops dauerten ca. 90 min.

Anschließend gab es eine interaktive Kaffeepause in sogenannten breakout rooms, die zum online-geselligen Beisammensein genutzt wurde.

Danach wurden im Plenum wurden noch kurz für alle Teilnehmenden die Ergebnisse der einzelnen Workshops kurz zusammengefasst.

Tag 2

Aufgrund einer Programmänderung (durch die kurzfristige Absage der AOK-Mitarbeiterin Frau Sümnick als geplante Vortragsrednerin) zum Thema Persönliches Budget und Behandlungspflege haben Ilka Martin und Kim Lippe einen Vortrag über selbiges Thema präsentiert.

In diesem Vortrag wurde über die facettenreiche Ausgestaltung der Behandlungspflege als Persönlichen Budget gesprochen.

Es wurde anhand von Beispielen deutlich, dass, auf Grund von Versorgungsengpässen, individuelle Lösungswege und Ausgestaltungswege gefunden werden müssen.

Hierfür bietet das Persönliche Budget individuelle Gestaltungsspielräume. Auch die Kombination von Budget und Sachleistung zu einer individuell gestalteten Leistung wurde beleuchtet.

Insbesondere wurde auch detailliert auf das Konzept des trägerübergreifenden Budgets und der begrenzten Beistandspflicht der Angehörigen Bezug genommen. Der Vortrag zeigt deutlich das große Potential der zur Verfügung stehenden Leistungen, jedoch leider auch die Widerstände und Probleme, die der Antragsteller zu erwarten hat.

Der zweite Vortrag des Tages hatte dann das Thema „Was ist Budgetassistenz?“

Vortragende:
Petra Stampfl (Berliner Assistenzverein e.V.) und Carmen Arndt (ambulante dienste e. V., Berlin)

Der Beitrag begann mit einer klaren Differenzierung zwischen Budgetassistenz, Budgetberatung und Budgetbegleitung.

Der Vortrag konzentrierte sich auf die Budgetbegleitung als Leistung zwischen Empowerment und Service-Leistung. Im Laufe des Vortrages erhalten die Zuhörer Antworten auf Fragen wie, die Beratung im Vorfeld, Vorbereitungen und erforderliche Kompetenzen.

Diskussion zum Thema „Abgrenzung und Überschneidung von Budgetberatung und Budgetassistenz“

An der Diskussion nahmen Kim Lippe, Ilka Martin und die drei Budgetnehmer:innen teil.

Es ging in der Podiumsdiskussion hauptsächlich darum, für wen Budgetbegleitung wie lange erforderlich ist und um deren Finanzierung.

Während für einige Budgetbegleitung unverzichtbare Voraussetzung dafür ist, das Persönliche Budget in Anspruch nehmen zu können, nutzen andere die Budgetbegleitung als Serviceleistung, um mehr Zeit für andere Dinge zu haben.

Wieder andere benötigen Budgetbegleitung nur in der Anfangsphase und übernehmen dann die erforderlichen Tätigkeiten selbst.

Abschließend wurden durch Rainer Schmidt die beiden Tage nochmal wörtlich und bildhaft bestens zusammengefasst.

Durch die vielen positiven Rückmeldungen aus dem Publikum sowie dem regen genutzten Chat kann man von einer gelungenen Veranstaltung sprechen. Im Nachgang befindet sich sogar ein neues regionales Netzwerk in Norddeutschland in Gründung.

Insgesamt zeichnete sich das Netzwerktreffen durch interessante Vorträge, spannende Workshops und die anregende Abschlussdiskussion aus.

Das nächste bundesweite Netzwerktreffen ist für 2024 geplant.

Zusammenfassung des 7. bundesweiten Netzwerktreffens

Vom 15. – 16.11.2018 fand in Berlin, Nachbarschaftshaus Urbanstraße 2, das 7. bundesweite Netzwerktreffen der Beratenden zum Persönlichen Budget statt. Organisiert vom Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft Persönliches Budget (BAG PB) und in Kooperation mit der Landesarbeitsgemeinschaft Persönliches Budget Berlin-Brandenburg fanden sich fast 200 Interessierte zusammen, um sich zum Persönlichen Budget zu informieren und über die neusten Entwicklungen auszutauschen. Moderiert wurden die zwei Tage von Constantin Grosch, der u. a. als Inklusionsaktivist die Teilhabe und Inklusion verwirklichen möchte.

Nachdem die Teilnehmenden vom Vorsitzenden der BAG PB, Marcus Lippe, begrüßt wurden, folgte ein Vortrag von Dr. Sandro Blanke, Leiter des Referats „Allgemeines und trägerübergreifendes Recht der Teilhabe von Menschen mit Behinderung“ vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales. In seinem Vortrag stellte er die Änderungen im Sozialrecht durch die Einführung des Bundesteilhabegesetz (BTHG) dar (den Vortrag finden sie hier).

Ihm folgte ein Vortrag von Andrea Auner, Sprecherin der BAG PB, zusammen mit Marcus Lippe, Vorstand der BAG PB, zum Thema, wie sich durch das BTHG die Beratung zum Persönlichen Budgets verändert hat (den Vortrag finden sie hier).

Nach der Mittagspause stellten Stefanie Franken, Vorstandsmitglied der BAG PB, zusammen mit Leo Pyta-Greca, Mitarbeiter bei „Leben im Pott“ aus Oberhausen, ihr Konzept in leichter Sprache, was eine gute Beratung zum Persönlichen Budget ausmacht, vor (den Vortrag finden sie hier).

Nach einer kurzen Kaffeepause folgten 4 Positiv-Beispiele aus unterschiedlichen Bereichen der Teilhabe:

Als erstes stellte Bilal Kir, Budgetberater und Budgetnehmer, seine Erfahrungen mit der Beantragung und Umsetzung seines trägerübergreifenden Persönlichen Budgets vor.

Es folgte ein Beispiel, wie selbstständiges Wohnen mit dem Persönlichen Budget gelingen kann. Dies wurde von Bernhardine Schiering, Vorstandsmitglied der BAG PB, vorgestellt, die Frau M. bei der Beantragung und Umsetzung des Persönlichen Budgets begleitet hat (den Vortrag finden sie hier).

Wie im Bereich Arbeit ein Persönliches Budget umgesetzt werden kann, berichtete Nothart Rohlfs. Er hat eine psychische Beeinträchtigung (und einen Grad der Behinderung von 50). Zunächst hatte er nur einen Antrag auf Teilhabeleistungen gestellt und erst später den Wunsch nach einem PB für eine Umschulung geäußert. Die Kosten für die Umschulung hat Herr Rohlfs selbst kalkuliert und veranschlagt (knappe 55.000€ für 2 Jahre). Er hat damit eine Ausbildung zum Coach, eine Ausbildung zum Mediator, eine Ausbildung zum Change Manager und eine Ausbildung als freier Lektor gemacht. Er hat außerdem über das PB eine Traumatherapie beantragt und erhalten. Er gab den Teilnehmenden den Rat, sich bei Konfliktfällen früh an eine übergeordnete Stelle (Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg) oder eine Schlichtungsstelle zu wenden.

Im abschließenden Beispiel stellte Jane Morgenthal, Mutter eines Kindes mit Behinderung, ihre positiven Erfahrungen mit dem Persönlichen Budget im Bereich der Jugend- und Eingliederungshilfe vor. Ihr Sohn, Anton, wurde 2008 blind geboren. Die Familie beantragte ein Persönliches Budget für die Frühförderung und Einzelfallhilfe. Zudem wurde festgestellt, dass Anton nicht spricht. Vermutet wurde eine Autismus-Spektrum-Störung oder eine geistige Behinderung. Über das Persönliche Budget konnte daher zusätzlich eine musikalische und tiergestützte Förderung finanziert werden.

Damit endete der 1. Tag.

Der zweite Tag begann nach kurzer Begrüßung mit verschiedenen Workshops. Die Teilnehmenden konnten hier zwischen drei Workshops wählen, die parallel stattfanden.

Der erste Workshop beschäftigte sich mit dem Thema, wie mit Hilfe der leichten Sprache ein barrierefreier Zugang zum Persönlichen Budget möglich wird und wurde von Stefanie Franken, Vorstandsmitglied der BAG PB, zusammen mit Leo Pyta-Greca, Mitarbeiter bei „Leben im Pott“ aus Oberhausen gehalten (die Präsentation finden sie hier).

Der zweite Workshop befasste sich mit der Frage, wie man mit dem Persönlichen Budget Arbeitgeber/in werden kann und wurde geleitet von Birgit Stenger von der Arbeitsgemeinschaft Selbstbestimmt Leben e. V. (die Präsentation finden sie hier).

Aufgrund der hohen Teilnehmer/innenzahl fand der dritte Workshop als Input-Referat statt und beschäftigte sich mit dem Thema, wie mit Hilfe des Persönlichen Budgets Menschen mit Behinderung einen individuellen Weg in Ausbildung und Arbeit auf den ersten (allgemeinen) Arbeitsmarkt finden können. Dieser wurde von Heide-Susan Berger, Vorstandsmitglied der BAG PB, zusammen mit Saskia Perthel vom Netzwerk für betriebliche Integration und Sozialforschung e. V. gehalten (die Präsentation finden sie hier).

Nachdem es einen regen Austausch in den verschiedenen Workshops gegeben hatte, folgte die abschließende Podiumsdiskussion zum Thema, wie es gelingen kann, ein Trägerübergreifendes Persönliches Budget zu erhalten. Es diskutierten Ralf Thalacker (Landkreis Northeim dort zuständig für Eingliederungshilfe), Bilal Kir (Budgetberater / Budgetnehmer) und Marcus Lippe (Vorstand BAG PB, Rechtsanwalt, ambulante dienste e. V.). Bei der Diskussion geriet das eigentliche Thema schnell in den Hintergrund, da sich alle Beteiligten einig waren, dass sich bei Trägerübergreifen Persönlichen Budgets Probleme nur zuspitzen, die auch bei einfachen Budgets schon vorhanden sind. Es folgte dann ein intensiver Austausch über die Schwierigkeiten, die es bei der Bewilligung von Persönlichen Budgets aus den unterschiedlichen Perspektiven gibt. (die Präsentation zur Diskussion finden sie hier).

Insgesamt zeichnete sich das Netzwerktreffen durch interessante Vorträge, die Podiumsdiskussion sowie spannende Workshops aus. Die Rückmeldungen waren überaus positiv und das Interesse am Persönlichen Budget hoch. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Aufschwung sich nicht nur bei den Beratenden und möglichen Budgetnehmer/innen sondern auch in der Umsetzung bei den Kostenträgern durchsetzt. Das Persönliche Budget bietet eine individuelle Alternative zur Sachleistung, um selbstbestimmt und gleichberechtigt teilzuhaben.